Politik und Wirtschaft

Fast 2 Milliarden Euro für die Kanarischen Inseln von EU

Hinsichtlich der notwendigen Förderung in die Infrastruktur der Kanarischen Inseln gilt es als beschlossene Sache, dass die EU die Gesamtkosten in der Höhe von 1,67 Milliarden Euro auf sich nehmen wird. Zielsetzung ist der Antrieb der regionaler Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung. Dabei handelt es sich um ein operationelles Programm unter der Beteiligung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

Ausgangspunkt: Rückstand im Bereich Forschung und Entwicklung in der autonomen Region der Kanaren

Die Ressourcen der Inseln sind dabei optimal zu nutzen – Artenvielfalt, Seeverkehr und Fischfang, aber auch Erneuerbare Energien sollen optimal bewirtschaftet werden. Programme dieser Art sind als “Hilfe zur Selbsthilfe” zu betrachten. Auf Dauer ist es eine sinnvolle Investition in die Zukunft des Europäischen Partners, der mit seiner autonomen Stellung in seinem Heimatland in die richtige Richtung “gestoßen wird”. Die Handicaps des Gebietes liegen auf der Hand: Schlechte Erreichbarkeit vom Kontinent, bergige Landschaften und die “Zersplitterung des Terrains” in seine sieben Eilande machen es der lokalen Regierung nicht einfach, mitzuhalten. Außerdem ist die Umwelt als fragil einzustufen, so dass gewisse Risikofaktoren stets zu beachten sind.

Schaffung von 8700 Arbeitsplätzen

Die realistische Zielsetzung der Organisatoren liegt in der Schaffung von 8700 Arbeitsplätzen und neue Attraktivität für private Investoren auf den Inseln. Ein Volumen von 824 Millionen Euro darf aus diesem Titel erwartet werden. Durchgängige Internetanbindung soll endlich verwirklicht werden – auch für Privathaushalte. Die Treibhausgasemissionen sollen um 9 % verringert werden und eine Verdreifachung des BIP-Anteils der Ausgaben für Forschung und Entwicklung wird umgesetzt. Aber auch von privater Seite soll künftig um 74 % mehr als jetzt in diese Zweckwidmung fließen.

Reformbedarf beim Bildungssystem auf den Kanaren

Wer denkt, die Leistungen der kanarischen Sprösslinge flößen in die spanischen Untersuchungen mit ein, der irrt. Sie werden gesondert erhoben. Die Ferienzeit für alle Schulstufen beträgt auf den Kanarischen Inseln zweieinhalb Monate. Ein schönes Aufwachsen ist dem Nachwuchs damit gewiss beschert – nur sind die Ergebnisse für alle Spanier repräsentativ oder unterscheiden sich ihre Leistungen vom Pendant auf dem Festland? Viele Auswanderungswillige beschäftigen sich mit dem Bildungssystem – immerhin ein wesentlicher Faktor zur Beurteilung der Zukunftschancen des Kindes.

Die Pisa-Studie legt Wert auf die Einholung dieser Erkenntnisse und gab damit einen Denkanstoß bei den ziemlich autonomen Entscheidungsträgern vor Ort: In Frage steht die Feriendauer an sich, aber auch den Kernthemen widmet man sich aktuell verstärkt. Die Konzentration auf bestimmte Lernzeiten sind in die Neugestaltung der Ferienzeit ebenso mit einzubeziehen als auch sonstige Investitionen in die Zukunft. Die Ergebnisse sind leider alles andere als rosig: Die Schüler und Schülerinnen auf den Inseln erhielten die beinahe schlechteste Beurteilung unter den gesamten Spaniern. Insbesondere beim Lesen konnten sie nicht von sich überzeugen. Ein Trost verbleibt den Bewohnern: Andere vereinzelte Inseln schnitten noch schlechter ab als sie.

Vor dem Rotstift für die Schüler, der Rotstift an den Schulen

Die Regierung nahm dies freilich zum Anlass für Reformen und einer breit angelegten Diskussion. Die Schulen auf den Inseln werden erst seit einigen Jahren in den Vergleich der OECD miteinbezogen. In Spanien setzte man übrigens in den letzten Jahren den Rotstift auch bei den Schulen selber an. Einzelbetreuung ist so gut wie unmöglich, die Klassen größer und das Ausmaß der Bereitstellung notwendiger Materialien kleiner geworden.

Spanien will den kanarischen Stränden Ausblick auf Bohrtürme verpassen

Kräfte tanken mit Ausblick auf Bohrtürmen wäre passé – und damit die Ära der Kanaren als Urlaubsparadies. Entweder Tourismus, oder Bohrungen nach Erdöl. Beides geht nicht, so die Fremdenverkehrsämter und Regierungschefs der Inseln. Dennoch sind Probebohrungen in Planung – zur großen Sorge der Inselbevölkerung. Östlich von Fuerteventura und Lanzarote soll die Abtragung vonstattengehen. Denn Madrid sieht keinen Anlass zur Sorge für den Fremdenverkehr. Repsol, ein Mineralölkonzern vermutet reiches Erdölvorkommen von einem für Spanien ungewöhnlichen Ausmaß in diesem Gebiet. Das Land musste bisher zu hundert Prozent den Bedarf von draußen zukaufen – sollte sich diese Vermutung bestätigen, könnte das 10 Prozent des Eigenbedarfs abdecken. Der Industrieminister wies daraufhin, dass die Inselbewohner nicht alleine vom Tourismus leben können – sie würden am allermeisten davon profitieren. Denn trotz der enorm hohen Urlauberzahl von 12 Millionen Menschen im Jahr 2011 beträgt die aktuelle Arbeitslosenquote 31 Prozent.

Klageandrohung der Inselregierung

Diese Entscheidung würde gegen die Selbstbestimmungsrechte der Inseln und den diesbezüglichen Abkommen verstoßen. Und diese Frage soll im schlimmsten Fall von den zuständigen Instanzen geklärt werden, so die Reaktion auf höchster Ebene. Bereits die Ankündigung könnte Urlauber von ihrer Reise abhalten. Die Sprecherin eines deutschen Reiseveranstalters beruhigt: Das bloße Ankündigen der Bohrungen werden noch keinen Touristen fernhalten.

Aber nicht nur die Kanaren sind auf den Barrikaden: Greenpeace warnt vor einer Umweltkatastrophe – ähnlich derjenigen vom Golf von Mexiko. 2004 stoppte übrigens der Oberste Gerichtshof ein analoges Vorhaben, weil dabei Umweltauflagen verletzt worden wären. Hintergrund ist, dass das angrenzende Marokko ebenso auf die Erdölvorkommen schielt. Der Wirtschaftsminister Spaniens veranschaulicht die Lage wie ein Glas mit 2 Strohhalmen: Wer zuerst trinkt, hat gewonnen.

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